Die im Zentrum der Burganlage Gars/Thunau positionierte Hoch- oder Kernburg aus dem 11. Jahrhundert ist die einzige unverbaut erhalten gebliebene Residenz der Babenberger. Leopold II. („der Schöne“) ließ diese Befestigungsanlage errichten, um von hier aus seinen Wirkungskreis nach Norden auszuweiten, konnte seine Position aber nach einer vernichtenden Niederlage in der Schlacht bei Mailberg (1082) nur mit Mühe behaupten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde hier 1075 sein Sohn, Leopold III. („der Heilige“), Landespatron von Niederösterreich und Wien, geboren. Dessen Mutter Ida [Itha] nahm dann nach der Rückeroberung von Jerusalem 1099 am 1. Kreuzzug teil und wurde dabei Opfer eines Hinterhalts.
Schon bald verlagerten die Babenberger ihren Herrschaftssitz nach Klosterneuburg und später weiter nach Wien („Am Hof“). In der Burg Gars wurden Kastellane und Burggrafen eingesetzt. Deren verwandtschaftliche Verbindungen zu den Kuenringern erklären sich aus deren gutem Verhältnis zu den Babenbergern. Schließlich hat Leopold V. gegen Ende 1192 seinen wohl berühmtesten und wertvollsten Gefangenen, König Richard Löwenherz von England, für einige Monate zur Haft den Kuenringern in deren Burg Dürnstein anvertraut.
Mehrere Adelsgeschlechter wie etwa die Maissauer waren im 14. und 15. Jahrhundert Besitzer der Burg. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtete Georg Teufel den bis heute erhaltenen Renaissancetrakt. Ab dem 17. Jahrhundert gab es immer wieder wechselnde Eigentümer; seit 1989 gehört die Burg der Marktgemeinde Gars am Kamp.
Besondere Erwähnung verdienen der seit 2017 begehbare Nordturm aus der ursprünglichen Bauphase (von der Aussichtsplattform des Turms aus offenbart sich ein atemberaubender Blick auf eine jahrhundertealte Kulturlandschaft!) und die am Südhang unterhalb der Burg liegende, gotische Gertrudskirche.
Jüngste Grabungsfunde in und um Gars zeigen, dass hier schon seit der Spätantike Befestigungsanlagen existiert haben. So gesehen könnte man wohl die Babenberger als Erben der vom Donautal ausgehenden Kolonisationsbestrebungen des hl. Severin bezeichnen. Und über mehrere Jahrzehnte war Gars am Kamp nachweislich ein, wenn nicht der Mittelpunkt des sich immer stärker entwickelnden „Ostarrîchi“.